Bei der 68. Berlinale feierte der Film „3 Tage in Quiberon“ von Emily Atef („Das fremde in mir“, 2008) Premiere. Wir konnten den Film schon vor seinem österreichweiten Kinostart am 13.4.2018 im „Cinema Paradiso Baden“ sehen.

von Valerian Happenhofer

Erzählt wird die Geschichte von Romy Schneider, die während eines Aufenthalts zur Rehabilitation in einem Hotel in Frankreich ein Interview für die Zeitschrift „Stern“ gibt. Unterstützt wird sie dabei, nicht gänzlich freiwillig, von ihrer Freundin aus Kindertagen Hilde (Birgit Minichmayr). Das Presseteam besteht aus dem Journalisten Michael Jürgs (Robert Gwisdek) und dem der Frau Schneider bekannten und ihrerseits geschätzten Fotografen Robert Lebeck (Charly Hübner). Dabei entstand ein sehr intimes Interview, welches Einblicke in Romys Innenleben ungefähr ein Jahr vor ihrem Tod gibt. Es offenbaren sich Abgründe, aber ebenso Mut und Hoffnung einer Frau, die wohl nur ihr eigenes Glück gesucht hat.

Romy Schneider wird im Film verkörpert von Marie Bäumer („Der Schuh des Manitu“ 2001). Sie schafft es, die Facetten von Schneider verblüffend glaubhaft zu spielen: Momente der Glückseligkeit ebenso wie depressive Phasen und alle Nuancen dazwischen. Immer wieder sieht man ein Wechselspiel der Gefühle, welches von Robert Gwisdek (Sänger der Band „Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi“) als hartnäckiger Journalist hervorgerufen wird. Gwisdek spielt seine Rolle stets mit einer Trockenheit, die in manchen Momenten doch etwas einstudiert wirkt.

Charly Hübner („Unter Nachbarn“ 2011), als Fotograph des Interviews, hingegen nimmt man die Rolle durchgehend ab. Auch Birgit Minichmayr („Der Untergang“ 2004) als sorgsame Freundin liefert solides Schauspiel ab. Drei Tage, drei Personen rund um Romy Schneider. Das Drehbuch, das von Regisseurin Emily Atef geschrieben wurde, erlaubt immer wieder Momente, die auch nur zwischen zwei der vier Personen stattfinden. So wirkt am Ende jeder Charakter sehr elaboriert und nicht einseitig. Die Kamera von Thomas W. Kiennast („Das finstere Tal“ 2014) bleibt oft nah an den Protagonisten dran und bringt so ihre Mimik noch mehr zum Glänzen. Der Film ist in Schwarz-Weiß gehalten, was einem die Tragik der Geschichte stets vor Augen hält.

Dramaturgisch wird auf einen klassischen Spannungsbogen verzichtet. Der Film versucht observierend zu bleiben und die Geschichte möglichst authentisch zu erzählen. Dabei entstehen aufgrund des Inhalts fröhliche aber auch traurige Momente, diese wirken aber nie erzwungen oder manipulierend inszeniert. Die Geschichte ist universell verständlich, was man bei so einem speziellen Thema nicht unbedingt annehmen würde. Es ist nicht wichtig zu wissen wer Romy Schneider war, denn die Probleme, die im Film gezeigt werden, basieren nicht nur auf ihrem Status als Schauspielerin und Star. Vielmehr zeigen sich Sorgen, Wünsche und Ängste, die jedem begegnen können. Dadurch schafft es der Film, ein ehrliches Bild von einer Frau zu erzeugen, die sich wohl ein einfacheres Leben gewünscht hätte.

1359283_backdrop_scale_1280xauto.jpg

Fazit:
„3 Tage in Quiberon“ ist ein tragischer, aber schöner Film. Regisseurin Atef schafft es, eine ruhige, reflektierende Geschichte auf die Leinwand zu bringen, die den Menschen Romy Schneider nah und persönlich beleuchtet. Interessierte werden bestimmt nicht enttäuscht werden. Allen anderen wird die Möglichkeit geboten, sich der Person Romy Schneider ohne großes Vorwissen anzunähern. Kein großes Biopic, aber ein intimes Portrait einer großartigen Schauspielerin und Frau.

neu! – Bewertung: 7 von 10 Punkten

mehr:

„I, Tonya“ (2017) – Kritik

„Lucky“ von John Carroll Lynch / Kritik